Zum Todestag von Nikolaus Lenau

Am 22. August 1850 starb Nikolaus Lenau. Das Gedicht „Das dürre Blatt“ wurde von Nikolaus Lenau geschrieben, er war ein bedeutender lyrischen Dichter der Spätromantik.

Grabstätte: niedriger Obelisk mit Porträtmedaillon. Lenaus Grab befindet sich auf dem Weidlinger Friedhof.

Das Gedicht zeigt eine melancholische und schwermütige Stimmung, erfüllt von Verlust und Trauer. Dominant ist die Metapher des dürren Blattes, das durch das Fenster geweht wird. Das naturhafte Phänomen ist eine persönliche Botschaft, es sind Worte des Todes. Das Blatt wird aufbewahrt, verglichen mit Erinnerungen und Schreiben einer geliebten Person. Eine tote Liebe wird widergespiegelt, eine Vergangenheit, festgehalten in schönen Erinnerungen, trotz der Schmerzen und dem Verlust, die hervorrufen werden. Das lyrische Ich reflektiert über den fortwährenden Schmerz loszulassen und legt schließlich das dürre Blatt zu den Erinnerungen an die tote Liebe. Es ist ein Zeichen des Todes, aber auch der Hoffnung auf Heilung der Wunden.

Das Gedicht wurde von Mihai Eminescu, der als bedeutendster rumänischer Dichter des 19. Jahrhunderts gilt, in rumänisch geschrieben. Seine Werke setzten Maßstäbe für die Entwicklung der modernen rumänischen Hochsprache.

Ergänzend dazu empfehlen wir gerne die Veröffentlichung „Nikolaus Lenau und Mihai Eminescu. Zwei Dichter des 19. Jahrhunderts“ ursprünglich von Prof. Hans Bräuner, 1966.

 

Das dürre Blatt (von Nikolaus Lenau)

Durchs Fenster kommt ein dürres Blatt,
Vom Wind hereingetrieben;
Dies leichte, offne Brief lein hat
Der Tod an mich geschrieben.

Das dürre Blatt bewahr ich mir,
Wills in die Blätter breiten,
Die ich empfangen einst von Ihr;
Es waren schöne Zeiten!

Da draußen steht der Baum so leer;
Wie er sein Blatt im Fluge,
Kennt sie vielleicht ihr Blatt nicht mehr,
Trotz ihrem Namenszuge.

Der toten Liebe Worte flehn,
Daß ich auch sie vernichte;
Wie festgehaltne Lügner stehn
Sie mir im Angesichte.

Doch will ich nicht dem holden Wahn
Den Wurf ins Feuer gönnen;
Die Worte sehn mich traurig an,
Daß sie nicht sterben können.

Ich halte fest, zu bittrer Lust;
Was all mein Glück gewesen,
In meinen schmerzlichen Verlust
Will ich zurück mich lesen.

Das dürre Blatt leg ich dazu,
Des Todes milde Kunde,
Daß jedes Leiden findet Ruh
Und Heilung jede Wunde.

 

Foaia veștedă (von Mihai Eminescu)

Vântu-o foie veștejită
Mi-a adus mișcănd fereastra-
Este moartea ce-mi trimite
Fără plic scrisoarea-aceasta.

Voi păstra-o, voi întinde-o
Între foile acele,
Ce le am din alte timpuri
De la măna dragei mele.

Cu copacu-și uită foaia
Ce pe vănt mi-a fost trimisă,
Astfel ea uitat-au poate
Aste foi de dânsa scrise.

Vorbele iubirii moarte
Vinovate-mi stau de față,
Dovedite de minciună
Cer să sting a lor viață.

Dulcea lor zădărnicie
Nu mă-ndur s-o pun pe foc.
Deși-mi stau atăt de triste
Că nu pot muri pe loc.

Voi păstra întreg amarul
Și norocul ăstor foi,
În durererea vechii pierderi
Recitindu-mă-napoi;

Numai vestea blândă-a morții,
Foaia tristă le-am adaos,
Moartea vindec-orice rană,
Dând la patime repaos.