Das Fest „Kinder des Dorfes“ wurde in Lenauheim gefeiert

Seit dem Jahre 2002 werden traditionelle Begegnungen unter dem Begriff des Festes „Kinder des Dorfes“ inLenauheim veranstaltet. Organisatoren sind das Bürgermeisteramt Lenauheim und die HOG Lenauheim e.V..

Es hat sich inzwischen einiges verändert, denn es kommen nicht mehr so viele Landsleute aus Deutschland angereist, aber die Qualität der Veranstaltung ist geblieben. Im Vorfeld, zu den Vorbereitungen, hatten wir in Lenauheim einen außergewöhnlich heißen Sommer, den wir in dieser Länge noch nicht erlebt haben.

Lenauheim hat sich durch das Bürgermeisteramt herausgeputzt. Die Fassade des Museums wurde komplett gestrichen, auf dem Hof wurde das Grün geschnitten. Die Betreuerin des Museums hat eine Großreinigung vorgenommen. Die HOG hat sich mit Kirche und Friedhof sowie Kriegerdenkmal beschäftigt. Für die Kirche wurden Kerzen, Putzmittel und Blumen gespendet. Die Gläubigen vor Ort haben die Reinigung vorgenommen. Auf dem Friedhof wurde das Efeu, das sehr schnell wächst, entfernt und gemäht. Der Vorstand der HOG hat auf Initiative des Vorsitzenden beschlossen, die Kapelle im Innenbereich zu renovieren und das Dach auszubessern.

kinder24-58
Eröffnung des Festes im Hof des Museums von Lenauheim

Die Ehrengäste und Gäste waren eingeladen, nun konnten die Festtage beginnen. Am Donnerstagabend sind unsere Freunde aus der VG Kirner Land eingetroffen, empfangen vom Lenauheimer Bürgermeister Ilie Suciu und dem HOG-Vorsitzenden Werner Griebel. Der Freitag war für Besprechungen der Partnerschaft und Patenschaft mit der Delegation aus dem Kirner-Land, der Bürgermeister Thomas Jung vorstand, geplant. Anschließend besuchten wir das Kinderheim in Lenauheim, das eine Herzensangelegenheit der Kirner ist. Sie hatten auch Gastgeschenke dabei, die sie dem Kinderheim überreichten. Nach einem Besuch der gewesenen Kulturhauptstadt Temeswar mit unseren Gästen ging es nahtlos zum Schweineschlachten über. Für das Fest wurde ein Schwein traditionell geschlachtet, Wurst gemacht und das Fleisch für die Mahlzeiten vorbereitet. Unsere Gäste aus Kirn halfen dabei mit. Es wurde danach ein geselliger Abend, denn man hatte Grieben verkostet und „Kopffieisch“ (Wellfleisch) gegessen und sich einen guten und edlen Tropfen gegönnt. Dies ging bis spät in die Nacht, aber unser langjähriger „Schlachter“ Fredy Szillier ist ein echter „Schwob“ und hört nicht auf, bis alles gemacht ist. Im Sommergarten vor dem Kulturhaus gab es für die Lenauheimer und Gäste kühles Fassbier und allerlei Gegrilltes, zum käuflichen Erwerb.

Der Samstag, am ersten Festtag fand sich die Rekascher Blasmusik ein und der Autobus der Gemeinde Lenauheim, brachte aus Detta die Tanzgruppe „Edelweiß“. Nach den Vorbereitungen marschierten Tanzgruppe und Blaskapelle die Hauptgasse auf und ab, wo bei sie dann am Rathaus halt machten und die Ehrengäste, Gäste  und Bürger des Ortes abholten und wir gemeinsam mit Marschmusik zum Museum zogen. Hier wurden alle traditionell mit Brot und Salz empfangen und nahmen auf dem Hof des alten ehrwürdigen „Rentams“ – wie wir Tschadater es nennen – Platz.

Niki Dornstauder, Stellvertretender Vorsitzender der HOG Lenauheim e.V., war unter anderem für das Fotografieren zuständig, damit wir bildliche Andenken an das Fest haben. Zugegen war auch unser Kassenprüfer Egrnond Viel.

Die Blasmusik spielte einige altbekannte Weisen und die Tanzgruppe führte in ihren schönen traditionell schwäbischen Kleidern, Tänze vor. Es war ein Augenschmaus bei einem Wetter, das mittlerweile etwas passender für diese Jahreszeit wurde. Die Gäste nahmen Platz, die Tanzgruppe stellte sich in einem Halbkreis auf und vor dem großen Banner, auf dem zu lesen ist „Fiii satului“, nahmen die Ehrengäste und Veranstalter Platz. Bürgermeister Ilie Suciu trat an das Rednerpult, aus einem Fass gestaltet, und ist ein Geschenk, das Lenauheim vor einigen Jahren von der VG Kimer-Land erhalten hat. Er begrüßte den Vizekonsul Deutschlands in Temeswar, Siegfried Geilhausen, Erwin Josef Tigla, Stellvertretender Vorsitzender des Banater Forums, Benjamin Neurohr, Geschäftsführer BVlK Banatia, Bürgermeister Thomas Jung, den HOG-Vorsitzenden Werner Griebel sowie Erna Paler, Vorsitzende der AMG-Stiftung sowie den Vertreter der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Temeswar, Walter Altmayer.

Als nächstes wurde Vizekonsul Geilhausen das Wort erteilt, der sich in Deutsch und Rumänisch an das Auditorium wandte. Es folgte Erwin Josef Tigla, der in seinem Grußwort die guten Beziehungen zu Lenauheim und zur HOG zum Ausdruck brachte. Bürgermeister Thomas Jung sprach nach seinem Grußwort über die 10-jährige Partnerschaft mit Lenauheim. Eine emotionale Rede, in der er auch Delegationsmitglieder, die von Anfang an dabei waren, erwähnte: so Theo Christ, Verena Lang und Ursula Payk. Sie erzählten aus den Anfangszeiten und dem Verlauf der Partnerschaft, was ja auch zu einer Freundschaft wurde. Zu diesem Anlass haben sie zwei Roll-Ups mit Fotos aus diesen 10 Jahren anfertigen lassen und eines der Gemeinde Lenauheim und das andere der HOG Lenauheim e.V. geschenkt.

Zum Schluss wurde das Wort Werner Griebel erteilt. Er begrüßte alle Anwesenden auch im Namen des Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber, der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Der Vorsitzende hatte ein Referat über 230 Jahre organisiertes Postwesen in Csatäd/Lenauheim, vorbereitet und trug es vor. Benjamin Neurohr nahm die Übersetzungen ins Rumänische vor. Gemeinsam zogen wir danach zum „Kriegerdenkmal“, das im Hof der katholischen Kirche steht, eingebunden in einen schönen, von Bäumen gesäumten Garten und erinnerten uns an die Opfer der Kriege. Hier legten Bürgermeister Suciu und Vorsitzender Griebel einen Kranz nieder. Kassenwart Ernst Vogel trug vordem Denkmal ein passendes Gedicht vor, wozu im Hintergrund die Melodie „Ich hatte einen Kameraden“ gespielt wurde. Der Festzug zog weiter zum Denkmal vor die orthodoxe Kirche. Hier legten Vizekonsul Geilhausen und Bürgermeister Jung je einen Kranz von Bürgermeisteramt und HOG nieder.

kinder24-76
Ehrengäste, Gastgeber und Kulturgruppen am Lenaudenkmal vor dem Rathaus in Lenauheim

Die letzte Station der Kranzniederlegung war das Lenaudenkmal vor dem Rathaus. Hier legten seitens der HOG der Vorsitzende und für das Bürgermeisteramt, Bürgermeister Jung, je einen Kranz nieder. Im Anschluss wurde das Gedicht „Postillion“ von Nikolaus Lenau in Deutsch von Isolde Griebel und in Rumänisch von Elena Samantu, vorgetragen. Anschließend fand ein Festessen statt. Dabei kam es zu einem Tanzprogramm der Trachtengruppe Edelweiß und Interpretationen banat-schwäbischer Blasmusik der Rekascher Kapelle. Der Abend war der rumänischen Volksmusik auf der Terrasse gewidmet.

Sonntagmorgen wurde schon früh das Portal der katholischen Kirche geöffnet, wie schon am Tag davor. Jeder, der wollte, konnte ihr einen Besuch abstatten. Sie war geschmückt und beleuchtet, vorbereitet für den Gottesdienst. Gäste, Veranstalter und die schwäbische Trachtengruppe aus Bogarosch begaben sich vom Rathaus zum Museum. Hier wurde beim Empfang Brot und Salz gereicht. Danach gingen wir wieder geschlossen zur Kirche, wo uns Punkt 10 Uhr die Pfarrer Cristinel Bälan und Attila Andor, empfingen. Der Gottesdienst war sehr schön von beiden Pfarrern gestaltet. Lesung und Führbitten brachte Augustin Urban und Isolde Griebel vor.

Danach gingen wir zum Friedhof, um unserer Totenzugedenken. Voran Ernst Vogel mit der Marienfahne der HOG Lenauheim e.V., gefolgt von den Gläubigen, gemeinsam mit Pfarrer Andor. Das „Ziehglöcklein“ hat uns mit seinem Läuten auf dem Friedhof empfangen. Der erste Kranz wurde am Kreuz im Hauptweg niedergelegt und der zweite an der Grabstätte der Schwester von Nikolaus Lenau. Der Pfarrer und die Gläubigen traten nun in und vor die neu renovierte Kapelle. Hier nahm der Geistliche die Segnung vor, sprach einige Worte, wie auch der Vorsitzende und zuletzt wurde das Lied „Segne du Maria“ gespielt. Die Teilnehmer, die noch Angehörige auf diesem Friedhof haben, besuchten ihre Gräber.

Der Nachmittag war für das Festessen und ein Kulturprogramm mit der schwäbischen Tanzgruppe aus Bogarosch geplant und eingehalten. Um 17 Uhr besuchten wir den orthodoxen Gottesdienst und danach fand die „Hora Rugii“ statt. Der Abend und somit auch die Festtage endeten mit einer Vorführung, auf der Terrasse von rumänischen, schwäbischen, Roma- und Zumba-Tänzen.

Redaktionelle Bearbeitung: Siegfried Thiel
erschienen in der „Banater Zeitung“ am 2. Oktober 2024 auf Seite IV